(geschrieben 2016)
Es gibt diese Stille, die einen einhüllt wie ein weicher Kokon, wo kein Lärm der immer auch da ist, so empfunden wird, sondern als Teil der Stille.
Und es gibt die Stille, Fernando- es tut mir gut dir zu schreiben, dir der jetzt in allem weilt- die einem wie Messer durch die Eingeweide fährt, eine Stille die wütend ist, eine Stille die verzweifelt ist ob der Einsamkeit, eine Stille die voller Trauer ist weil sie weiss, dass die Chance von Liebe nicht genutzt wird. Dass sie nicht genutzt wird um all die Aspekte, die wir im Laufe des Lebens in uns reingefressen haben, die Wut, die Trauer, das Nicht-Angenommen fühlen, alles was wir nicht fühlen wollen, was wir gelernt haben nicht fühlen zu sollen da sein darf und geheilt werden kann. In diesem unendlichen Raum, in dieser Öffnung und unglaublichen Nähe die Liebe mit sich bringt kommt neben oder auch nach der Exstase, der Freude, der Erleichterung, des Aufatmens, der Glückseligkeit, diesem Schwimmen in einem Meer aus Gefühl, diesem Gleiten wie kleine Schäfchenwolken in einem endlosen Himmel, alles andre was wir fühlen oder auch gefühlt haben und irgendwo fest verpackt verschlossen haben, zum Vorschein. Wie naiv sind wir zu glauben, dass eine totale Öffnung nur das zum Vorschein bringt, was wir uns so wünschen. Sich auf jemanden einzulassen, sich auspacken und öffnen zu lassen, vollkommen nackt zu sein und einander zu berühren in jeder Hinsicht, ist nicht nur eine Einladung dessen was wir gerne wären, wie wir uns oder den andren idealisieren, sondern es ist eine Einladung ALL dessen was wir sind. Vielleicht sagt die Wut, der Groll, die Traurigkeit „ Oh wie schön, da ist eine Öffnung, da schlüpf ich jetzt auch durch“ Und los geht’s- die Achterbahn, das Kräftemessen, der Widerstand, die Projektion. Alle klatschen in die Hände. Ein grosses Klassentreffen all unserer Aspekte und am lautesten sind die die wir nicht wollen. Stell dir mal vor, da kommt die Wut hereingerauscht, sieht sich im Raum um, wirft allen bereits Anwesenden- Angst, Chaos und Abhängigkeit sind bereits da- einen furiosen Blick zu der töten könnte. Angst schrumpft schlotternd auf ihrem Sitz zusammen, Abhängigkeit klammert sich an Chaos und kreischt, doch Chaos ist nicht zu fassen und fegt ein paar Gläser vom Tisch und das mit grosser Freude. Wut macht mit, während Ambivalenz zur Tür rein schaut, wieder umdreht und geht. Es ist ihr zweiter Versuch, nachdem sie bereits 2 Stunden damit verbracht hat, die Haustür zu öffnen und zu schliessen, aus dem Bus ein und auszusteigen, um endlich doch bei diesem Klassentreffen einzutreffen. Oder doch nicht. Chaos entdeckt nun Unsicherheit im Eck, unbemerkt hat sie sich hereingeschlichen, und wirbelt wild um sie herum, während Eifersucht sich empört aufplustert, weil Abhängigkeit mittlerweile am Rockzipfel von Einsamkeit hängt.Traurigkeit tippt Arroganz auf die Schulter, Hallo aus tränenfeuchten Augen. Arroganz zieht die Augenbrauen hoch, lächerlich das Ganze, alle! Keine Ahnung haben sie, nichts haben sie unter Kontrolle, was für Schwächlinge, können die sich nicht zusammenreissen, sagt er zu Chaos. Chaos lacht unerhört laut.
EtceteraEtcetera….So Fernando, Ich kann sie alle spüren. Ich halte das nicht mehr aus. Es zerreisst mich, ich explodiere. Genau das fühle ich, genau das sagt dein bester Freund. ICH HALTE DAS NICHT MEHR AUS!
Der Unterschied zwischen ihm und mir ist- er meint ich wäre der Grund, die Ursache für all das was er spürt. Jedoch ich weiss, dass er nur der Auslöser ist, für das was ich spüre, dass die Liebe wie eine Taschenlampe ist- oder in unsrem Falle ein Flutlicht-die auch das Dunkel erleuchtet. Den Keller, wo über Jahrzehnte alles sorgfältig verborgen, verräumt und weggesperrt wurde. Das Gefängnis. Es ist mein Dunkel. Es ist sein Dunkel. Nicht zwischen uns. Fernando, ich liebe deinen Freund wie Worte es niemals ausdrücken können. Meine Empfindungen jeglicher Art übersteigen alles. Und ich sitze, mit all dem und all mein sogenanntes Bewusstsein nützt gar nichts um ihm zu vermitteln, dass das was diese enorme Liebe eröffnet hat und umarmt, kein Angriff ist sondern eine Chance. Auch meine Berührungen haben negativen Effekt. Was er sagte: Dass seit Monaten sein Aggressionspegel steigt, dass er keine Geduld mehr hat, jede Kleinigkeit ist zuviel, dass er seit 25 nicht mehr so extrem gefühlt hat, so am explodieren war, weil er sich Rechtfertigen muss (er empfindet das so, selbst in Momenten wo es nicht der Realität entspricht), dass seine Eier voll sind (Ich weiss, dass du- wo auch immer du jetzt bist- schallend lachst, es ist typisch für ihn diese Ausdrucksweise, oder?!). Und er kreiert Krieg, weil er all das fühlt. Und braucht einen Schuldigen. Einen Gegner. Mich hat er als Feind auserkoren. Ein Kampf den niemand gewinnen kann, wo es nur Verlierer gibt.
Er wollte, dass ich komme, dass wir uns sehen, ich habe ihn nicht gedrängt. Es ist nicht gut gelaufen, der Panzer hält. „Ich halte dich nicht aus wie du bist“, so seine Worte. So soll es sein.
Ich werde nicht kämpfen Fernando. Ich werde nicht mehr kämpfen. Ich bin zu müde und sinnlos ist es obendrein. Ich werde nicht kämpfen Fernando.
Nicht gegen Dunkel. Nicht gegen Wut. Nicht gegen Traurigkeit. Nicht gegen Verletzlichkeit. Nicht gegen Hilflosigkeit. Nicht gegen Einsamkeit. Nicht gegen Widerstand. Nicht gegen Verschliessen. Nicht gegen Öffnen. Nicht gegen Schmerz. Nicht gegen Licht. Nicht gegen Chaos. Nicht gegen Freude. Nicht gegen Glückseligkeit. Nicht gegen Lärm. Nicht gegen Stille. Nicht gegen Zuviel. Nicht gegen Zuwenig.
Nicht gegen meine. Nicht gegen seine. Nicht gegen mich. Nicht gegen ihn.
Ich gebe auf. Soll alles sein wie Wasser.
Unendlich tief, unergründlich, wilde Gischt die den Tag zur Nacht macht, ein ruhiger Spiegel auf dem tausende Diamanten tanzen und die Sonne einen Zwilling hat, ein geduldiges Schlängeln um Felsen, ein zartes Streicheln und Lecken an goldenen Sandkörnern, ein zarter Tropfen auf einem Blatt, ein gewaltiges Verschlingen von Orten.
Die Majestät Liebe. Soll sie sein. Ich bin nicht mehr.
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