Heute schon geatmet?
Da sagt man natürlich „Ja, klar!“. Weil ohne könntest du das jetzt gar nicht lesen- und ich nicht schreiben. Aber genau deswegen frage ich. Wieviel Aufmerksamkeit schenkst du deinem Atem? Wie gut kennst du ihn? Ihm, dieser Verbindung von Aussen nach Innen, Verbindung von feinstofflichem und grobstofflichen, Verbindung von Geist und Körper. Ihm, der das Erste ist was du tust und das Letzte was du tun wirst. Ihm der dich immer begleitet. Er hat in quasi jeder spirituellen Tradition eine Sonderstellung und ist jedenfalls das wo ALLE übereinstimmen- egal wie unterschiedlich sonst die Praktiken und Ansätze- er ist absolut Wesentlich. Ein paar Weisheiten:
" Atem ist eine verbindende Kraft. Sie schafft im Leiblichen Ausgleich und Gleichgewicht und hilft uns, die Eindrücke von innen und aussen wandelbar zu machen. Sie verbindet den Menschen mit der Aussenwelt und das Aussen mit seiner Innenwelt. Atem ist Urbewegung und damit unmittelbares Leben." - Ilse Middendorf
"Jeder Atemzug ist eine Perle von unschätzbarem Wert. Sei deshalb aufmerksam und hüte jeden Atemzug gut. Die Atemzüge sind gezählt." - Sufi-Weisheit
" Der Atem ist eine Leuchte des Herrn. Sie durchspäht alle Kammern des Leibes." - Martin Luther
" So du zerstreut bist, lerne auf den Atem achten." - Gautama Buddha
Ganz abgesehen davon, dass er lebensnotwendig ist und hochgeschäzt in fernöstlichen Praktiken und Traditionen, hat er auch eine Sonderstellung im Zusammenhang mit dem Nervensystem.
Respektive in Bezug auf das autonome Nervensystem, an das über unsre Sinne Informationen und Impulse aus der Umwelt sowie auch unsrer Innenwelt geleitet werden und das unsren ganzen Körper durchzieht und sowohl Muskeln, verschiedenste Organe bzw. deren Funktionen steuert und koordiniert. Ein unglaublich komplexes und perfekt orchestriertes Wunder, das permanent in unsren Körpern abläuft.
Im Gegensatz zu den organischen Funktionen wie Herzschlag, Blutdruck, Verdauung, Hormonausschüttung, die unwillkürlich sind- das heisst willentlich nicht direkt beeinflussbar- ist der Atem bzw. die Atemfunktion sowohl unwillkürlich ( Man kann nicht nicht atmen, hat man vielleicht schon mal in der Badewanne probiert :-)) als auch willkürlich. Und deswegen kommt ihm unteranderem sowohl in yogischen Traditionen, Achtsamkeitstraining, fernöstlichen Kampfsport, Entspannungstraining, Stressreduktion und Resilienztraining soviel Bedeutung zu. Denn wir können über den Kontakt und das Steuern und Leiten des Atems indirekt- durch die Verbindung der Atemfunktion mit der „Zentralschaltstelle“ Nervensystem- auch andre Körperfunktionen beeinflussen. Und zwar wenn das Parasympathische Nervensystem, respektive der Vagus Nerv aktiviert wird. Und genau das passiert, wenn du weisst wie du atmest und wie du ihn positiv beeinflussen kannst! Benefits zu Beispiel: Blutdruck sinkt Herzschlag verlangsamt sich Gefühl von Ruhe, Stressreduktion Linderung von Angstzuständen
Was ich hier allerdings hinzufügen will ist, wie man es schafft sich immer mehr, mitten im Alltag, seines Atems bewusst zu werden. Ich kann mich erinnern vor vielen Jahren als meine Wunderbare Mutter bereits Lebens & Sozialberaterin / Lifecoach war und ich noch völlig unbewusst und ohne jede Ahnung, dass sie meinte im Falle von Stress: „ Nimm einfach immer wieder ein paar bewusste Atemzüge, den Atem hast du immer mit dabei“ Das Problem ist- und genau das hatte ich- wenn man sich noch nie seinem Atem so wirklich bewusst war, dann vergisst man eben genau im Alltag erst recht auf diesen sehr wertvollen Tip. Viel später, als ich bereits Pranayama und Atemübungen auf der Matte machte, habe ich einen Trick gefunden, wie es einfacher ist das im Alltag zu integrieren und nicht so leicht zu vergessen. Man baut sich eine Brücke und macht quasi ein Spiel daraus. Dh. man vereinbart mit sich selbst in was für Momenten man sich seines Atems bewusst werden will um dann 3 bewusste Atemzüge zu nehmen. Sprich man wählt sich „Pawlowsche Glocken“ :-) Beispiele:
Autofahren: wenn …mir ein blaues Auto entgegenkommt ( je nach Auto-Farbe wirst du mehr oder weniger oft bewusst werden) Oder jedes Mal wenn ich bei einer roten Ampel stehe.
Zuhause: Immer wenn ich meinen Schlüssel ins Schloss stecke. Immer beim Einschlafen und Aufwachen. Immer wenn ich etwas in den Mülleimer werfe. Etc.
Beim Spaziergehen: Immer wenn mir jemand entgegen kommt. Immer wenn ich einen Vogel registriere.
Im Supermarkt wenn ich an der Kasse angestellt bin oder noch besser- wenn sich jemand mal wieder vordrängt. Statt sich zu ärgern, freut man sich dann oder ist dankbar weil derjenige unwissentlich ermöglicht dass man Atmen spielen kann!
Zusätzlicher Tip, wenn man etwas mehr als nur Atembeobachten will: Erlaube deinem Einatem bis in deinen Bauch und dein Becken zu strömen, erlaube, dass sich deine Rippenbögen seitlich ausdehnen, halte kurz inne- geniesse- und atme sanft und vollständig wieder aus.
Man kann sich seine "Pawlowschen Momente" beliebig aussuchen, je nachdem was man wählt- und man kann da kreativ sein, denn es soll ja Spass und Freude machen- wird man sich mehr oder weniger oft seines Atems bewusst. Aber jedenfalls öfter als bisher! Und ihr werdet sehen, dass bereits nach nicht allzu langer Zeit, eure Atemachtsamkeit- und dadurch ein wirklich im Moment ankommen- sich spielerisch aber drastisch verbessert hat und zu einer neuen und wunderbaren Gewohnheit geworden ist und euer Atem- wie ein Freund der euch beruhigend zuzwinkert- euch dann auch in herausfordernden Situation weiterhelfen wird.
Ich freue mich wenn ihr Eure Kreativen Selbst-challenges und Erfahrungen in den Kommentaren teilt!
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